Die Bundesanwaltschaft hat eine mutmaßliche rechtsextreme Terrorzelle aufgedeckt. Bei einem Großeinsatz in mehreren Bundesländern wurden fünf Jugendliche festgenommen, die Anschläge auf Geflüchtete und politische Gegner geplant haben sollen.
Nach monatelangen Ermittlungen schlugen Polizei und Bundesanwaltschaft am Dienstagmorgen zu. Fünf Jugendliche im Alter zwischen 14 und 18 Jahren wurden in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Hessen festgenommen. Die Gruppe nannte sich selbst „Letzte Verteidigungswelle“ und soll laut Ermittlern das Ziel verfolgt haben, die deutsche Demokratie mit Gewalt zu stürzen.
Durchsuchungen in mehreren Bundesländern
Zeitgleich fanden Durchsuchungen in Sachsen und Thüringen statt. Insgesamt wurden 13 Objekte durchsucht, darunter Wohnungen und andere private Räume. Drei weitere Verdächtige, gegen die bereits Untersuchungshaft besteht, stehen im Fokus der Ermittlungen.
Auch in Mecklenburg-Vorpommern durchsuchten rund 100 Polizisten sechs Objekte. Diese Einsätze stehen im Zusammenhang mit einer rechtsextremen Chatgruppe, in der junge Menschen Hassbotschaften geteilt und zu Straftaten aufgerufen haben sollen. Die meisten Beschuldigten sind Heranwachsende, einige sogar noch Jugendliche.
„Die Mitglieder der Gruppe sahen sich selbst als letzte Verteidiger der deutschen Nation“, teilte die Bundesanwaltschaft mit.
Terrorpläne, Waffen und Sprengstoff
Die jungen Tatverdächtigen sollen Anschläge auf Flüchtlingsunterkünfte und politische Gegner geplant haben. In einem früheren Fall im Februar 2025 konnte die Polizei durch einen Hinweis einer Journalistin einen möglichen Anschlag auf eine Asylunterkunft in Senftenberg (Brandenburg) verhindern.
Damals fand die Polizei bei einer Hausdurchsuchung in Meißen (Sachsen) zwei Kugelbomben, Schlagringe, Messer, Munition sowie Schreckschuss- und Softairwaffen. Diese sollten offenbar für einen geplanten Anschlag verwendet werden. Ein 21-Jähriger wurde festgenommen.
Auch ein Brandanschlag auf ein Kulturhaus in Altdöbern (Brandenburg) im Oktober 2024 steht im Zusammenhang mit der Gruppe. Zwei der jetzt festgenommenen Jugendlichen sollen daran beteiligt gewesen sein.
Anklage wegen Bildung einer terroristischen Vereinigung
Vier der Festgenommenen werden wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung angeklagt. Einer wird der Unterstützung einer solchen Gruppe beschuldigt. Drei von ihnen gelten als Rädelsführer. Weitere Vorwürfe umfassen versuchten Mord, Brandstiftung, Volksverhetzung, sowie das Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen und Verstöße gegen das Waffengesetz.
Laut Bundesanwaltschaft wurde die Gruppe spätestens im April 2024 gegründet. Ziel war es, durch Gewaltakte Angst zu verbreiten und einen Zusammenbruch des demokratischen Systems herbeizuführen.
Jugendliche im Fokus der Ermittlungen
Besonders alarmierend: Alle mutmaßlichen Mitglieder sollen zum Zeitpunkt der Gruppengründung minderjährig gewesen sein.
„Besonders erschütternd ist: Alle heute Festgenommenen sollen bei Gründung der Terrorgruppe noch minderjährig gewesen sein“, sagte Bundesjustizministerin Stefanie Hubig (SPD). „Es ist unsere Aufgabe, Radikalisierung früh zu erkennen und zu verhindern – besonders bei Jugendlichen.“
Die Ermittlungen werden vom polizeilichen Staatsschutz unter Leitung des Generalbundesanwalts in Karlsruhe geführt. Spezialeinheiten des Landeskriminalamts kamen zum Einsatz. Die Ermittler prüfen derzeit, ob weitere Personen beteiligt waren oder die Gruppe Unterstützung von außen erhalten hat.
Maßnahmen gegen Radikalisierung gefordert
Sicherheitsbehörden und Politik zeigen sich tief besorgt über die Radikalisierung junger Menschen. Experten fordern mehr Prävention an Schulen, im Internet und im sozialen Umfeld. Auch der Verfassungsschutz will stärker auf jugendliche Extremisten achten.
Laut LKA Mecklenburg-Vorpommern werden Hassbotschaften und Gewaltaufrufe zunehmend über soziale Netzwerke und private Chatgruppen verbreitet. Jugendliche seien besonders anfällig für einfache Antworten auf komplexe Probleme.
Die Zerschlagung dieser rechtsextremen Gruppe zeigt, wie wichtig der frühe Eingriff von Polizei und Staatsanwaltschaft ist. Die Radikalisierung Jugendlicher stellt eine wachsende Gefahr dar – nicht nur für die öffentliche Sicherheit, sondern auch für den sozialen Zusammenhalt in Deutschland. Die Behörden setzen nun auf eine genaue Analyse der gesammelten Beweise und auf weitere präventive Maßnahmen gegen Extremismus.

